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Von der wundersamen Rettung einer alten Grenzsäule

Nur drei alte Grenzsäulen aus dem 18. Jahrhundert sind in der Bischofswerdaer Flur und im angrenzenden Kynitzsch bekannt. Sie stehen im Wald an nahezu malerischen Stellen und künden als steinerne Zeugen von der Vergangenheit und damit von unserer Geschichte. Vorbeikommende Wanderer halten nicht selten ein, betrachten die eingemeißelten und vom Zahn der Zeit verwitterten Jahreszahlen und rätseln über die Bedeutung der ebenfalls über den Jahreszahlen eingearbeiteten gekreuzten Schwerter. Sind es alte Grenzzeichen? Oder hat hier etwa in jenem Jahr ein kriegerisches Scharmützel stattgefunden und sie wurden zum Gedenken daran aufgestellt? Letzteres entspringt aber wohl eher der Fantasie des Betrachters. Es sind natürlich alte, erhalten gebliebene große Grenzmarkierungen, welche die Grenze zwischen der Oberlausitz und dem Bistum Meißen, zu dem das Gebiet um Bischofswerda und Stolpen bis zur Reformation gehörte, markieren.

Sie stehen an der der uralten Grenze, deren Verlauf schon in der später so genannten Oberlausitzer Grenzurkunde beschrieben wird. Am 7. Mai 1241 unterschrieb König Wenzel von Böhmen diese Urkunde auf dem Königstein im Elbsandsteingebirge. Die damalige Burg Königstein gehörte in jener Zeit zum Königreich Böhmen, das auch die Markgrafschaft Oberlausitz als Lehen hielt. Natürlich sind unsere Grenzsäulen wesentlich jünger, aber sie stehen, zumindest nach dem Stand der gegenwärtigen Recherchen, genau auf der alten Grenze.

Eine dieser Säulen steht am Diebssteig, auch bekannt als Rundweg, direkt hinter dem Kamm des Butterberges nach Burkau hin. Dieser Weg verläuft entlang der alten und oben erwähnten Grenze zwischen der ehemaligen Markgrafschaft Oberlausitz und dem früheren Gebiet des Bistums Meißen. Das erklärt auch, warum die gekreuzten Schwerter auf der Südseite, also in Richtung des vormals Meißner Gebietes, in die Säulen eingehauen wurden. Noch heute sind die Meißner Schwerter ein bekanntes Symbol für die Stadt selbst, aber auch für das ehemalige Kurfürstentum Sachsen. Sie sind als Markenzeichen auf dem weltbekannten Meißner Porzellan zu finden oder neuzeitlich auch auf dem Etikett der Biere aus der „Meissner Schwerter Privatbrauerei“. Diese am Diebssteig stehende Grenzsäule ist in den letzten Jahren immer eine geschichtlich interessante Station für die Erlebniswanderungen rund um den Butterberg, die das Netzwerk für Kinder- und Jugendarbeit organisiert, gewesen. Ganz plötzlich und unvorhergesehen, schien das ab September 2023 nicht mehr möglich zu sein, denn die alte Grenzsäule lag eines Tages zertrümmert im Wald.

Birgit Pietrobelli, eine sportlich sehr aktive Einwohnerin aus dem nahen Pickau und Mitorganisatorin der Erlebniswanderungen, kam an einem Septemberabend 2023 mit ihren Wanderstöcken vom Laufen aus dem Butterbergwald zurück. Ziemlich aufgeregt berichtete sie, dass besagte Grenzsäule stark beschädigt worden ist. „Du, die liegt in drei Teile zerbrochen vor Ort. Da sind ringsum Waldarbeiten. Ob ein Baum drauf gefallen ist oder eine Maschine die Säule erwischt hat? Jedenfalls ist unsere Säule kaputt.“ Bei Andreas Mikus breitete sich angesichts der Nachricht erst einmal eine gewisse Fassungslosigkeit aus „So eine Sch…! Ein jahrhundertealtes Kulturdenkmal unserer Gegend. Eigentlich unersetzbar. Was nu? Keine Ahnung! Aber, irgendetwas müssen wir unternehmen. wir gucken uns das sofort an.“ In wenigen Minuten war man vor Ort. Tatsächlich, die Säule war säuberlich in drei Teile gebrochen und lag auf dem Waldboden. „Was machen wir jetzt am besten?“ nahm Andreas den Faden wieder auf. „Ich ruf den Oberbürgermeister an. Die Teile müssen gesichert werden, wir können sie ja nicht einfach mitnehmen. Und, nicht dass sie jemand klaut.“ „Du meinst, dass sie zur Zierde in irgendeinem Vorgarten landen könnten?“ fragt Birgit. „Hm, will ja niemanden was unterstellen, aber unmöglich wär‘s auch nicht.“ entgegnet er. „Vielleicht kann man die Säule sogar reparieren und wieder aufstellen. Das wäre ein Ding!“.

Gesagt, getan. Am nächsten Tag wurde Bischofswerdas Oberbürgermeister Holm Große in Kenntnis gesetzt und der reagierte umgehend. Die Trümmer wurden durch den städtischen Bauhof geborgen und gesichert und das zuständige Forstunternehmen, dass mutmaßlich für den Schaden verantwortlich war, in Kenntnis gesetzt. Offenbar war alles versehentlich passiert. Eine Versicherung, die für solche Schäden einspringt, gibt es, versicherte der Forstbetrieb. Damit war ein erster wichtiger Schritt getan und eine Hoffnung begann zu keimen. Vielleicht kriegt man das alles irgendwie wieder in den Griff und kann die Säule reparieren und wieder neu aufstellen, das war zumindest der Wunsch von Birgit Pietrobelli und Andreas Mikus. Wie nun weiter? Die Vision, die alte Säule zu restaurieren, ließ beide nicht mehr los. „Weißt Du was?“ dachte Andreas Mikus laut: „Ich rufe den Steffen Blazejovsky, den Chef vom Natursteinwerk Bischofswerda mal an. Der kann uns vielleicht helfen.“ „Gute Idee“, entgegnet Birgit Pietrobelli, „ich hab mal gehört, dass diese Firma auch Restaurationen macht.“

Ein erster Anruf hatte sofort Erfolg. Der Firmenchef meinte „Eigentlich grad wenig Zeit, weil wir viele Aufträge haben, aber ich guck es mir mal an. Entscheidend ist, wie die Trümmer aussehen und ob viel Gestein abgeplatzt ist. Wenn das nicht der Fall ist, kann man die Einzelteile wieder zusammenfügen. Wir haben das auch schon mal gemacht. Heute gibt es da richtig gute Kleber“.

Die Kollegen vom Bauhof der Stadt brachten die Trümmer zum Steinmetzmeister Steffen Blazejovsky und der begutachtete sie. „Kriegen wir wahrscheinlich hin!“ So seine erste Aussage. Und so kam es dann auch. Im Natursteinwerk Bischofswerda wurde die alte Grenzsäule professionell, aber auch mit viel Vor- und Umsicht wieder zusammengesetzt.

Die ganze Geschichte beschäftige nicht nur Birgit Pietrobelli und Andreas Mikus, sondern auch weitere Akteure. So den „Historischen Stammtisch Pickau“, eine Runde von Heimat- und Geschichtsfreunden, die sich mit der Historie der Region beschäftigen und sich dazu regelmäßig austauschen. Hierzu gehören auch Manuela Piche aus Geißmannsdorf, sowie Eckehard Paulick und Uwe Tilch aus dem Bischofswerdaer Ortsteil Pickau. Mit letzterem entspann sich ein Gespräch über die Grenzsäulen aus dem 18. Jahrhundert. Er meinte dazu:

„Sehr viel mehr Informationen als das, was wir auf unserer Webseite haben (Anm.: www.pickau.info), gibt es leider nicht. Mit wenigen Fakten, allerdings ohne Quellenangaben, lässt sich sagen, dass die alten Grenzmarkierungen aus der Zeit zwischen 1766 und 1776 im Nachgang des Siebenjährigen Krieges entstanden sind bzw. sein müssen. Der Krieg begann ja bekannterweise mit dem Einmarsch der preußischen Truppen im August 1756 in Sachsen, da Preußen Schlesien beanspruchte. Österreich tat dies aber auch, sodass Preußen im Grunde nicht gegen Sachsen direkt (als Verbündeter von Österreich allerdings schon), sondern gegen Österreich vorging. Sachsen wurde binnen drei Tagen von den Preußen mehr oder weniger überrannt und war die ganze Zeit in der kriegerischen Hand von Preußen Der Siebenjährige Krieg war 1763 zu Ende und Sachsen musste sich dort zunächst von den Folgen der vergangenen sieben Jahre erholen. Vor allem war das Kurfürstentum Sachsen politisch geschwächt und hatte alle Hände voll zu tun, um nach dem Waffenstillstand zwischen Preußen und Österreich, der nach sächsischer Vermittlung zustande gekommen war, und nach dem endgültigen Kriegsende mit dem Frieden von Hubertusburg im Februar 1763 sein politisches Image wieder aufbauen und zu stärken. Da blieb nicht sehr viel Aufmerksamkeit für die innenpolitischen Belange übrig. Das wiederum hatte zur Folge, dass im Inneren sich eine gewisse Anarchie breitmachte. So wurden u. a. auch alte und nach wie vor aktuelle Grenzverläufe missachtet und das wirtschaftliche Betätigungsfeld auch gern mal in Gebiete erweitert, wo es nicht hingehörte. Felder wurde größer angelegt, Weidegebiete wurden grenzüberschreitend ausgedehnt, Bäume wurden auch in Waldstücken gefällt, die außerhalb der Landesgrenzen lagen, usw. Anfangs in kleinen Stücken, später zunehmend unverschämter und gebietsergreifend. Es war halt im Nachgang des Krieges keiner da, der solche Sachen kontrollieren und ahnden konnte. Gefördert wurde dies noch obendrein durch den finanziellen Ruin Sachsens nach dem Siebenjährigen Krieg.

Regierungsseitig waren die Nachkriegsjahre für Sachsen auch nicht leicht. Zum Ende des Krieges regiert Kurfürst Friedrich August II. bis zum 5. Oktober 1763. Er hatte vorrangig damit zu tun, die unmittelbaren Kriegsschäden abzufangen. Nach seinem Tod übernahm sein Sohn Friedrich Christian die Regierungsgeschäfte. Er verstarb allerdings nach 74 Tagen am 17. Dezember 1763 an den Blattern. Sein Nachfolger wurde sein Sohn Friedrich August III., der Gerechte. Wegen seiner Minderjährigkeit, er war erst 13 Jahre alt, vertraten ihn seine Mutter und sein Onkel Prinz Franz Xaver vormundschaftlich bis 1768. Danach führte er bis 1827 die Regierungsgeschäfte in Sachsen. Da Napoleon 1806 Sachsen zum Königreich erhob, lautete ab 1806 sein Titel König Friedrich August I., der Gerechte. Diese Wirren spielen hinsichtlich der Grenzmarkierungen in unserem Gebiet eine Rolle. Es gibt nämlich kaum Aufzeichnungen dazu. Zumindest habe ich keine Quellenangaben gefunden, die Hintergründe und Fakten zur Grenzmarkierung belegen.

Auf jeden Fall sind die o. g. Grenzstreitigkeiten natürlich auch bis nach Dresden vorgedrungen, sodass Kurfürst Friedrich August III. durch seinen Onkel eine Grenzbereinigung anordnete. Das muss bereits 1765 gewesen sein. Die territorialen Grenzen wurden neu markiert. Das zog sich bis Ende der 1770er Jahre hin und zeigt sich heute in unserem Gebiet in den alten Grenzsteinen und den drei alten Grenzsäulen. Zeitgleich fanden auch bereits seitens des Kurfürsten die Überlegungen und die Vorbereitungen des Kartografierens des Kurfürstentums Sachsen durch Major Aster statt. Auch hierfür durfte die (Neu-)Markierung der Grenzverläufe eine Rolle gespielt haben, da die letzte kartografische Aufnahme zum einen bereits 150 Jahre zurücklag (Anm.: die Karte von Oeder) bzw. die Vermessung von Zürner im Zuge der Poststraßen um 1717 ungeeignet war und zum anderen nach dem Siebenjährigen Krieg vor allem auch unter militärischen Gesichtspunkten eine genaue Kartierung von Sachsen dringend nottat. 1780 wurde der Auftrag zur Landesvermessung an das kursächsische Ingenieurkorps erteilt, 1781 die Basislinie für die Triangulation bei Pirna vermessen und in der Folge zunächst die rechtselbischen Gebiete vermessen. Das hatte ebenfalls militärische Gründe resultierend aus den Differenzen zwischen Preußen, Österreich und Sachsen um Schlesien. Unser Gebiet wurde 1782 vermessen. Leider ist, wie bereits erwähnt, das Quellenmaterial hierzu de facto nicht verfügbar.“

„Sehr interessant.“, entgegnet Andreas Mikus. Doch wie kann man feststellen, ob der Standort der Säulen auch wirklich der tatsächliche sein mag? Diese Frage war ja auch irgendwie von Interesse, meinten beide übereinstimmend.

Eine Internetrecherche zu dem Thema war dann schnell erhellend. Man kann unter Umständen den richtigen Standort anhand von sogenannten „Zeugen“ erkennen. Mit Zeugen sind hier allerdings nicht menschliche Zeugen gemeint, sondern Artefakte, die durch sogenannte „Untergänger“ unter der Grenzsäule verborgen wurden, um die Echtheit zu „bezeugen“. „Untergänger waren vorwiegend Angehörige der Ortsgerichte oder des Magistrats. Nach Übereinkunft mit den Landmessern und den Betroffenen setzten diese Untergänger die Grenzsteine… Untergänger waren geachtete Leute, die als Amtspersonen die Gemarkungsgrenzen und Liegenschaften kontrollierten. Sie verteilten die Güter unter die Erben und waren außerdem für alle Güterteilungen zuständig, deren Schätzungen in ihr Aufgabengebiet fiel. Im 17. und 18. Jahrhundert entstanden regional neue Bezeichnungen für die Untergänger. Auf Grund ihrer Arbeit, aber auch auf die Zahl ihrer Mitglieder bezogen, kam es zu Namen wie: Schieder, Unterschieder, Märker, Feldrichter, Geschworene, Steinsetzer, Vierer und Siebener. Ein Untergang setzte sich aus mindestens drei, meist aber aus vier bis sechs, in manchen Gegenden sogar immer aus sieben Männern zusammen…

Diese Männer waren es, die ‚Geheime Unterlagen‘ unter die Grenzsteine legten, um damit den Messpunkt zu sichern… Durch ihren Eid waren die Untergänger verpflichtet, das “Untergängergeheimnis" bis an ihr Lebensende zu wahren. Oetinger berichtet 1670, dass manche Untergänger Ziegelsteine oder Gläser, aber auch Kohlen, als Kennzeichen unter die Marksteine legten. Seit alter Zeit hätte man solche Zeugen als Wahrzeichen gehalten. Auch Kieselsteine, Eierschalen und Scherben werden genannt… Untergelegte Kiesel oder Steine sollten in der Nähe des Grenzsteines nicht vorkommen. Stand also im Nahbereich Muschelkalk an, so hatten beigelegte Steine fast immer eine andere Zusammensetzung. Niemand durfte die Untergänger bei der von ihnen vorgenommenen ‚Verzeugung‘ beobachten“. (Quelle: Internet: Hentschel, Karl-Heinz, Karlsruhe o. J.: „Grenzzeichen, Untergänger und Geheime Zeugen").

Das klang sehr interessant und auch geheimnisvoll. Andreas Mikus ließ der Gedanke ab sofort keine Ruhe mehr. Was wäre, wenn auch unter unserer Säule solche „Zeugen“ liegen würden? Das würde die Echtheit des Standortes bestätigen und damit ein weiterer Beweis für den Grenzverlauf sein, der vom „Historischen Stammtisches Pickau“ so angenommen und weiter erforscht wird. Schon am nächsten Tage sollte Klarheit gewonnen werden. Bereits beim Hineingreifen in die Grube, in der die Säule vor Kurzem noch stand, kamen Keramikscherben, Holzkohlereste und ein mittelgroßer Granitstein zu Tage. Eigentlich bereits ein unschlagbarer Beweis, dass die „Zeugen“ gefunden worden waren. Doch, es sollte noch endgültige Klarheit gewonnen werden. Aus diesem Grunde wurde der Bodendenkmalspfleger Gerhard Schneider anhand von Bildern der Fundstücke um Rat ersucht. Die Antwort folge prompt. Die Keramikscherben datierte er eindeutig auf das 18. Jahrhundert. Auch der ebenfalls gefundene Granitstein unter der Säule konnte näher bestimmte werden.

Heimatfreund Mathias Hüsni aus dem nahegelegenen Burkau, stellte fest, dass dieser Stein nicht aus heimatlicher Region, sondern aus ferner Gegend stammt. Damit war der Beweis erbracht, dass es sich hier tatsächlich um jene „Zeugen“ handelt, die den wahren Standort der alten Grenzsäule bestätigen.

Am 22. Dezember des Jahres 2023 war es dann so weit. Die Kollegen des Bauhofes der Stadt Bischofswerda rückten mit Technik und der wiederhergestellten Grenzsäule an, um sie gemeinsam mit den anwesenden Heimatfreunden wieder am alten Platz aufzustellen.

Binnen einer Stunde war es dank der Profis vom Bauhof Bischofswerda geschafft. Sie stand wieder und nahezu in altem Glanz! Die Restauratoren vom Natursteinwerk Bischofswerda haben ganze Arbeit geleistet. Nur wer genau hinsieht, kann die beiden Klebestellen erkennen. Unter der Säule befinden sich nun neue „Zeugen“. Münzen aus heutiger Zeit, eine Zeitung und auch der in aller Kürze aufgeschriebene Hergang zur Zerstörung und Wiederherstellung der Säule wurden in einer Kapsel unter der Säule vergraben.

Sicherlich mögen manche Leute meinen: „Naja, was ist das schon, ein alter Grenzstein eben. Ob der nun dasteht oder nicht. Wen kümmert das schon?“. Das ist sicher auch eine Meinung, die man haben kann. Die Heimatfreunde um Bischofswerda sehen das anders und die Rettungsaktion als Erfolg. Ihnen geht es nicht nur um eine Grenzsäule, die irgendwo im Wald steht. Es geht um die Bewahrung eines alten Geschichtszeugnisses und Kulturgutes unserer Heimat. Kultur zu erhalten und ebenso weiterzuentwickeln ist auch eine wichtige Aufgabe.

Die Kultur und genauso die Kunst haben eine herausragende Bedeutung für unsere Gesellschaft. Sie zeugen nicht nur von der Vergangenheit, sondern sind wichtiger Teil unseres Daseins. Ob Sprache, Religion, der Umgang mit der Natur, Musik, Literatur, Traditionen und vieles andere, sie sind Bestandteile unseres Lebens und aus diesem nicht weg zu denken. Kultur zeigt, was Menschen mit ihren Händen, mit ihrer Intelligenz und ihrer Fantasie gestalten können. In diesem Falle ist es eine alte Grenzsäule, die durch Steinmetzkunst vor Jahrhunderten so geformt wurde. Sie steht aber auch für eine vor 800 Jahren festgelegte Grenze, damit verbundene Regeln und deren Einhaltung. Eine Grenze, welche die Geschichte unserer Region nachhaltig beeinflusst und geprägt hat. Dadurch stellt sie eine Kombination von Kultur und Kunst dar. Und das ist schon etwas Besonderes!

Nun ja, spektakulär ist wohl anders, zumindest an vielen heutige üblichen Maßstäben gemessen. Das mag sein, aber ist es nicht auch eine Reminiszenz an die Altvorderen, Überliefertes zu bewahren und der Nachwelt zu erhalten?

„Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft", soll Wilhelm von Humboldt, der als eine der großen Persönlichkeiten in der deutschen Kulturgeschichte gilt, einst gesagt haben.

In späteren Jahren sollen auch August Bebel und Helmut Kohl ähnliche Zitate geprägt haben. Vielleicht auch in anderen Zusammenhängen. Eigentlich ist es fast egal, wer es letztlich gesagt hat. Auf die Botschaft kommt es an. Und Kunst und Kultur zu bewahren ist heute so wichtig, wie in vergangener Zeit. Auch die Menschen heute sollten dazu einen, wenn auch nur kleinen, Beitrag leisten wollen. Nicht nur mit gängigen Lippenbekenntnissen, die dem Mainstream geschuldet sind, sondern durch beherztes Handeln, sozusagen mit Kopf, Herz und Hand.

Ein Schnaps auf den Erfolg und die Freude auf ein schönes vorfristiges Weihnachtsgeschenk für alle Natur- und Heimatfreunde der Region beendeten die Rettungsaktion. Das Resümee: wenn viele an einem Strang ziehen, wird es auch was! Ein herzlicher Dank an alle Helfer. An alle beteiligten Heimatfreunde, das Natursteinwerk Bischofswerda, an die Männer vom Bauhof und die Mitarbeiter der Stadtverwaltung mit Oberbürgermeister Holm Große.

Andreas Mikus, Uwe Tilch
Historischer Stammtisch Pickau