Bürgerinitiativen - Pickauer wehren sich
Im Jahr 1996 sollte ein neuer Bebauungsplan für das Gebiet der Siedlung erstellt werden. Grund war der Wunsch eines einzelnen Siedlers, auf seiner Fläche ein zweites Eigenheim zu errichten. Das Stadtbauamt wollte damit auch eine Verdichtung der Wohnbebauung erreichen. Die Einwohner befürchteten starke Einschränkungen der Lebensqualität aber auch einen Wertverlust der Grundstücke. Die fast einheitliche Ablehnung der Siedler brachte dieses Ansinnen zum Erliegen und eine Teilung der Grundstücke fand nicht statt. Für den Investor wurde eine Sonderregelung gefunden.
Eine weitere Bürgerinitiative, die sich in kommunale Bauplanungsvorhaben einmischte, um ihre und die Interessen anderer Anwohner von Pickau zu wahren, entstand im Jahr 2009/2010. Die Stadtverwaltung Bischofswerda plante in dieser Zeit den Ausbau des Industrie- und Gewerbegebietes Bischofswerda-Nord, welches bereits im ehemaligen Kasernengebiet begonnen wurde. Ausgehend vom Gelände der Firma Arise an der B6 sollte sich das Areal, bestehend aus Industrie-, Gewerbe- und Mischgebiet über den Hügelkamm hinweg in seiner Ausdehnung bis fast an den Klengelweg und Pickau heran erstrecken. Die am stärksten betroffenen Bürger vom Klengelweg und Pickauer Dorfweg, befürchteten eine deutliche Einschränkung der Lebensqualität durch Lärmemission, starken Verkehr, aber auch den Verbau des schönen und touristisch wertvollen Blickes, den man vom Aussichtpunkt „Klengelsruh” aus auf die Stadt Bischofswerda und die Oberlausitz hat.
So begann eine kleine Gruppe Pickauer Einwohner aktiv zu werden. Ein Wermutstropfen war es für die wenigen agierenden Einwohner, dass sich nicht mehr Pickauer mit der Bürgerinitiative zu solidarisieren vermochten und deren Ziele aktiv unterstützt haben. Offenbar meinten viele der anderen Anwohner, die Folgen eines unmittelbar angrenzenden Gewerbegebietes betrafen nur die naheliegenden Grundstücke und nicht sie selbst. Die wenigen Akteure der Initiative haben sich davon jedoch nicht entmutigen lassen und eine Vielzahl von Aktionen organisiert. Die Einwohner wurden mit Informationsblättern von der Situation und den damit verbundenen Befürchtungen in Kenntnis gesetzt, es fanden eine Bürgerversammlung im Vereinsstübl in Pickau, aber auch Gespräche mit der Stadtverwaltung und allen Fraktionen des Stadtrates statt. Hinzu kamen eine umfangreiche Pressearbeit, Unterschriftensammlungen sowie eine Plakataktion an den Zäunen einiger Grundstücke. Mehrmals wurde dieses Thema im Stadtrat und im technischen Ausschuss behandelt. Es gab in der Folge auch eine gemeinsame Begehung mit Oberbürgermeister und den Stadtratsfraktionen vor Ort. Erklärte Absicht der Bürgerinitiative war es, keine pure Verhinderungsstrategie zu fahren, sondern auch Lösungsvorschlage zu unterbreiten, um so Kompromisse zu erzielen. Wichtigstes Ziel war es, die Bebauung in akzeptablen Grenzen zu halten und eine ausreichende Entfernung zum Wohngebiet zu gewährleisten.
Hier wurde der Vorschlag eingebracht, die Bebauung nur bis zur Höhenlinie, die etwa parallel zum Klengelweg verläuft, zu planen. Nur Gewerbe- und Industrieansiedlungen sollten zugelassen werden, die eine möglichst geringe Beeinträchtigung zu den bereits bestehenden Lärmbelästigungen aus den Gewerbegebieten mit sich bringen. Ziel war auch, ein erhöhtes Fahrzeugaufkommen, Sichteinschränkungen durch die Höhe von Gebäuden, Beeinträchtigungen im Naturschutz oder auch Auswirkungen auf die Frischluftzufuhr der Innenstadt zu verhindern. Mit viel Zeitaufwand und Kraft seitens der Bürgerinitiative wurde hier letztlich mit den Fraktionen und der Verwaltung ein Kompromiss gefunden, der hoffentlich lange anhält und dem Wohngebiet Pickau seinen Reiz bewahren kann.
Nachfolgendes Bild aus dem Jahr 1984: Das geplante Gewerbegebiet sollte in seiner Ursprungsvariante die gesamte Fläche des abgeernteten Getreidefeldes im Hintergrund bis hin zur ehemaligen Kaserne umfassen. Im jetzigen Vorschlag ist es nur reichlich halb so groß.