Der Butterberg bei Bischofswerda
Lage Butterberg zur Westlausitz
Der Höhenzug Scherfling, Butterberg und Burkauer Berg bildet den Übergang vom Mittellausitzer Bergland zum Nordwestlausitzer Bergland. Der Butterberg hat eine Höhe von 384 Metern und ist vom 368 Meter hohen Scherfling ca. 500 Meter südöstlich nur durch einen flachen Sattel getrennt. Er liegt ungefähr drei Kilometer nördlich der Stadt Bischofswerda und ist über Wanderwege und einen Fahrweg durch eine abwechslungsreiche Landschaft mit teils weiten Fernsichten zu erreichen.
Der Berg baut sich auf aus Zweiglimmergranodiorit, der weniger abbauwürdig ist als der Westlausitzer Granodiorit. Der Berg flacht in Richtung Geißmannsdorf allmählicher ab, während er nach Burkau steiler abfällt.
Der Berg bietet durch seine Lage eine weite Aussicht nach allen Himmelsrichtungen. Im Norden beginnend sehen wir Hoyerswerda und die Kühltürme des Kraftwerkes Boxberg. Weiter in Richtung Osten ist fast die gesamte Oberlausitz ausgebreitet. Hier sind die markanten Punkte Bautzen, die Königshainer Berge, die Landeskrone bei Görlitz, die Lausche, Czorneboh und Bieleboh hervorzuheben. Weiter nach Süden der Valtenberg, der Rüdenberg und nach Südwesten die Ausläufer des Erzgebirges. Weitere markante Punkte sind die Stadt Bischofswerda und in Richtung Dresden der Fernsehturm. Nach Westen wird die Sicht durch einige Hügel begrenzt. Erwähnenswert sind hier die Pfarrlinde bei Frankenthal, das schönste Dorf Sachsens, Rammenau, und der Sibyllenstein.
Zur Geschichte des Berges
Butterberg und Scherfling waren auf ihren Gipfeln vom saalekaltzeitlichen Inlandeis nicht bedeckt und haben somit keine eiszeitlichen Besonderheiten aufzuweisen.
Die Zuwanderung der Slawen aus dem Osten um 500 endete meist am Fuß der Gebirgszüge. Die Voraussetzungen für Ackerbau und Viehzucht waren in den Bergen schlechter. Der Butterberg und seine Nachbarn bilden eine Wetterscheide. Die Temperaturen waren nördlich der Berge im Jahresdurchschnitt um 2 Grad höher und damit die Vegetationszeit um 14 Tage länger als im Süden. Somit blieb auch die Umgebung des Butterberges bis zur beginnenden Ostexpansion wirtschaftlich unbedeutend.
Bereits im Jahr 805 soll Karl (ein Sohn Karls des Großen) mit einem Heer in unsere Gegend gezogen sein und bei Kamenz festgelegt haben, dass das Land zwischen den beiden Hügelketten, die eine fruchtbare Ebene einschlossen, ab jetzt ihm gehört. Damit war ein erstes Mal eine Grenze der späteren Oberlausitz festgelegt. Gleichlaufend ging über die Kuppen der beiden Gebirgszüge die sogenannte Mönchsmauer (ein Grenzweg) von Kamenz bis nach Göda. Leider ist sie nur bis zur Rammenauer Flur exakt beschrieben und es gibt auch nur Mutmaßungen zur Zeit ihrer Entstehung. Der Diebsteig auf dem Butterberg könnte ein Teil der Mönchsmauer gewesen sein.
Die Jahre bis zur Festlegung einer genaueren Grenzlinie waren geprägt von Kriegen, die durch unterschiedliche Gebietsansprüche entstanden. So fielen in unser Gebiet die Böhmen und auch die Polen ein, um ihre Ansprüche durchzusetzen. Nicht genug damit gab es auch Fehden zwischen Kirche und Landesherren. Erst am Anfang des 13. Jahrhunderts wurden Schritte unternommen, Grenzen festzulegen. Trotzdem dauert es noch bis 1241, dass der böhmische König die „Oberlausitzer Grenzurkunde“ auf dem Königstein unterzeichnete. Von jetzt an war der immer noch namenlose Berg (Butterberg) offizielles Grenzgebiet. Der heutige „Diebsteig“ läuft exakt auf der Grenze und gehörte seit 1241 zu den stabilsten Teilen derselben. Die Gebiete nördlich gehören zu Burkau und wurden böhmisch während die südlichen Ländereien (Geißmannsdorf und Pickau) dem Bischof von Meißen gehörten, der sowohl geistlicher als auch weltlicher Lehnsherr war. Während der Burkauer Anteil wahrscheinlich bis an die tiefer liegenden Burkauer Hufengrenzen mit Wald bedeckt war, wurden die Pickauer Anteile durch intensive Weidenutzung nur teilweise durch Wildwuchs und durch Verbiss der Weidetiere gekennzeichnet. Im Jahre 1544 ist „das Ritter-Gut Pücke mit denen Gärtnern und Häußlern / das Dorff Geißmisdorff /zween Bauern von Schönborn / samt der Wüstung Teupitz und Scherffling /mit denen Ober- und Unter-Gerichten / von denen von Bolberitz um 5200 fl. Meißen erblich an diese Stadt (gemeint ist Bischofswerda) verkauft worden.“
Somit wurde der Berg zum „Hausberg“ der Stadt.
Nach der Reformation, die in Bischofswerda erst 1558 stattfand, änderte sich lediglich der Lehnsherr. Der Butterberg gehörte nun zum Kurfürstentum Sachsen.
1635 kam es im Dreißigjährigen Krieg zum Friedensschluss zwischen Kaiser Ferdinand I. und Sachsens Kurfürst Georg I. in Prag. Georg I. erhielt die Oberlausitz mit der formellen Anerkennung der böhmischen Oberlehnsherrschaft. Damit verlor die Grenze ihre Bedeutung und ist bis zum heutigen Tag nur noch eine Ortsgrenze.
Am Lehngerichtsweg, der von Geißmannsdorf nach dem Erbgericht Burkau führt, findet der Wanderer unmittelbar an der Grenze zu Burkau ein altes Steinkreuz. Das Sühnekreuz wurde gesetzt, da 1631 an diesem Ort Hans Ziegenbalg seinen Taufpaten erschlagen haben soll.
Wie eine alte Sage berichtet, soll in Pestzeiten auf dem Butterberg Butter gegen Geld mit den Burkauer Bauern getauscht worden sein. Der Wahrheitsgehalt dürfte aber anzuzweifeln sein, da es mehrere pestfreie Dörfer in der Umgebung gab, die wesentlich näher lagen und zudem zu den bekannten Pestzeiten zwischen Bischofswerda und Burkau noch die Grenze zwischen meißnischem und böhmischem Gebiet bestand.
Das Rittergut Pickau wird 1813 so stark geschädigt, dass eine umfassende Nutzung aller Weideflächen nicht mehr möglich war. 1835 beginnt die systematische Aufforstung des Berges in den Grenzen, wie wir sie heute kennen.
Der Berg war auch in militärischer Hinsicht nicht völlig bedeutungslos. So gab es während des 2. Weltkrieges über längere Zeit auf dem Turm eine Luftbeobachtungsstelle. Zum Kriegsende nutzten die Soldaten der 2. Polnischen Armee den Sattel zwischen Butterberg und Scherfling zur Verkürzung ihres Vormarsches nach Bischofswerda. Im Jahr 1968 war das Waldgebiet zu Beginn der Tschechenkrise von der Sowjetarmee längere Zeit vollkommen gesperrt.
Zum Namen des Berges
Während der Scherfling bereits 1658 in der Chronik von Michael Pusch namentlich genannt wurde, fehlen Namensnachweise vom Butterberg bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Erst 1782 findet man die Bezeichnung „Butterberg“ in den „Sächsischen Meilenblättern“. Auch in der Chronik von Heckel aus dem Jahr 1713 gab es keine Erwähnung.
Eine Reihe alter Heimatforscher war der Meinung, dass der Berg früher „Weißer Stein“ geheißen haben soll. Die Ursache dazu ist in der „Oberlausitzer Grenzurkunde“ zu suchen. Hier heißt es „…exinde in album lapidem…“. Die einfache Übersetzung „…in Richtung des Weißen Steines…“ erfasst aber nicht alle Möglichkeiten und ist für den Inhalt der Grenzurkunde nicht hinreichend. Die Übersetzung „in Richtung der Reihung (Sammlung) der Steine“ trifft den Inhalt besser, denn zur festgelegten Grenze gehören eine namenlose steinige Höhe zwischen Butterberg und Burkauer Berg, der so gennannte Katzenstein und eine frühere Felsenklippe nahe der Ortsverbindungsstraße Schönbrunn-Burkau (heute aufgelassener Steinbruch). Des Weiteren muss darauf verwiesen werden, dass wirtschaftlich bedeutungslose Berge um 1241 (Oberlausitzer Grenzurkunde) keine Namen hatten.
Der o. g. Steinbruch entstand während des Baus der Eisenbahnlinie von Kamenz nach Bischofswerda zur Gewinnung von Baumaterial. Die einst hochaufragende Steinklippe wurde vollständig abgetragen. Später wurde der Bruch stillgelegt, da die Qualität des Gesteins für einen weiteren Abbau ungenügend war.
Trotz des in der Lausitz oft vorkommenden Namens „Butterberg“ gibt es bis heute noch keine schlüssige Deutung der Herkunft.
Die Erklärungen, die bis heute gefunden wurden, sind teils falsch und andere unvollständig. Beweise sind nicht vorhanden.
Die Herleitung des Namens von „Jutro“ (angeblich slawischer Gott der Morgenröte) ist erfunden. Kenner der slawischen Götterwelt sagen, dass es diesen Gott nie gegeben hat.
Ebenso falsch sind Herleitungen aus dem Althochdeutschen, da es unwahrscheinlich ist, dass sich Worte ohne Gebrauch im Volk über so viele Jahrhunderte erhalten haben sollen und urplötzlich wiederauftauchen.
Es wird also weiterhin ein Rätsel bleiben und für Namensforscher eine offene Aufgabe darstellen, die Herkunft des Namens „Butterberg“ zu erklären.
Gastronomie
Ende des 18. Jahrhunderts entwickelt sich langsam der Tourismus. So gab es bereits 1793 auf dem Oybin und 1796 auf der Landeskrone erste Lokalitäten. Bereits 1846 gab es im Stadtrat zu Bischofswerda erste Überlegungen zum Bau eines Aussichtsturmes aber erst 1858 kam es unter Bürgermeister August König zu dem Beschluss, „auf dem zum Rittergut Pickau gehörigen Butterberge einen massiven Turm mit Restauration“ zu erbauen.
Auf dem Butterberg werden bereits 1847 ein „guter Imbiss und Erquickungen“ angeboten. 1849 ist ein Holzgerüst als „Aussichtsturm“ nachgewiesen. Ein Bretterhäuschen, und zeitweise ein Zelt sowie ein einfacher Kegelschub ergänzten die Lokalität. Eröffnet wurde meist zu Ostern oder Pfingsten und im September wurde geschlossen.
1859 reicht Maurermeister Carl August Frenzel einen Voranschlag zum Bau einer Restauration ein und setzt sich damit durch. Nach mehreren Änderungen wurde dann im gleichen Jahr mit dem Bau begonnen. Am 12. August 1860 wurde der Turm eröffnet, während die Gaststätte erst am 1. Dezember des gleichen Jahres von Herrn C. Wobst gegen eine Pacht von 110 Talern eingeweiht wurde. Bis zu diesem Termin sorgte Wobst schon ab Baubeginn für das leibliche Wohl der Bauleute, Schaulustigen und Wanderer.
Von nun an wurde die in städtischem Besitz befindliche Gaststätte bis zum Jahr 2000 an 17 Wirte verpachtet. Mit 24 Jahren war Wolfgang Mehwald aus Dohna der längste Pächter. Im Jahr 2000 gab der letzte Pächter, Wolfgang Nowak aus Demitz-Thumitz, aus gesundheitlichen Gründen auf und vor der Stadt stand die Entscheidung, die in die Jahre gekommene Gaststätte vor einer weiteren Verpachtung umfangreich zu sanieren oder zum Verkauf auszuschreiben. Man entschied sich für die Ausschreibung. Seit dem 12. Juli 2000 sind die neuen Besitzer Karl-Heinz John und sein Sohn Steffen. Noch im gleichen Jahr begannen umfangreiche Umbaumaßnahmen. Dem Architekten, Dipl.-Ing. Harald Sperling, gelang es, den gesamten historischen Bau unter größtmöglicher Beibehaltung der alten Ansicht wesentlich zu erweitern und aufzuwerten.
Am 9. Juni 2001 wurden Gaststätte, Saal und Kaminzimmer nach nur 9-monatiger Bauzeit wiedereröffnet und erfreut sich seither einer ständig wachsenden Beliebtheit.
Wenn über die Gastronomie am Butterberg gesprochen wird, ist es notwendig auch die „Jagdhütte“ zu erwähnen. Eigentlich steht sie auf dem Gebiet des „Scherfling“, wird aber im Allgemeinen von der Bevölkerung dem „Butterberg“ zugeordnet. Die spätere Gaststätte entstand als Vereinsheim der Jagdgesellschaft. 1985 gab es dazu den ersten Spatenstich. Nach umfangreichen Eigenleistungen der Vereinsmitglieder konnte am 2. Dezember 1988 die Einweihung gefeiert werden. Am 4. September 1992 eröffnet Rainer Huste das Vereinshaus als öffentliche Gaststätte, die sehr schnell ein beliebtes Ziel für Wanderer und für Familienfeiern wurde. 2012 ging er in den verdienten Ruhestand und die Gaststätte wurde verkauft.
Der Butterberg ist landschaftlich, geschichtlich und vor allem gastronomisch interessant und zu jeder Jahreszeit ein empfehlenswertes Ausflugsziel, was uns hoffentlich noch lange erhalten bleibt.
Eckehard Paulick
Historischer Stammtisch Pickau