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Burgstall Rehnsdorf

24. März 2018

Nach längerer Pause haben sich am 24. März 2018 die Stammtischmitglieder Manuela Piche, Eckehard Paulick und Uwe Tilch mal wieder auf den Weg an eine historische Stätte in freier Natur gemacht, um direkt vor Ort nach Zeugnissen der Besiedlung unseres Gebietes in mittelalterlicher und vormittelalterlicher Zeit zu suchen. Unser Ziel war der Burgstall Rehnsdorf (auch als Burgstadel Rehnsdorf bekannt).

Der Burgstall war ursprünglich eine slawische Schanze, die für die Bewohner der umliegenden Slawensiedlungen als Schutz- und Zufluchtsort gedient haben dürfte. Der Ursprung dieser Schanze dürfte ca. 1.000 Jahre oder mehr zurück liegen. Umso erstaunlicher ist, dass sich diese Wallanlage heute noch in einem sehr guten Erhaltungszustand zeigt und kaum vom erosiven oder auch von Menschenhand verursachten Materialabtragungen gezeichnet ist. Den guten Erhaltungszustand kann man recht gut auf den Fotos erkennen.

Die Wallanlage selbst hat einen Durchmesser von ca. 20 Metern und gehört damit zu den kleineren ihrer Art in der Oberlausitz. Der umgebende Erdwall ist ca. 2 Meter höher als das innenliegende Niveau. Der umgebende Graben hat heute eine Tiefe von ca. 1 Meter und eine mittlere Breite von ca. 3 Metern. Er erscheint allerdings leicht verfüllt und dürfte zur Zeit der Nutzung der Schanze um einiges tiefer gewesen sein.

An der Westseite des Ringwalles weist selbiger nicht die gängige Höhe aus, sondern zeigt eine Unterbrechung. Ebenso ist der vorliegende Grabenabschnitt hier scheinbar verfüllt, mehrere einzelne größere Steine liegen hier. In den anderen Bereichen des Walls und des Grabens sind hingegen kaum einzelne größere Steine zu finden. Das deutet darauf hin, dass hier möglicherweise der Zugang zur Schanzenanlage gelegen hat, welcher durch eine Überfahrt oder kleine Brücke über den Wallgraben erreicht wurde. Die Struktur des Zugangs und des Grabenübergangs sind auf jeden Fall noch deutlich erkennbar.

Auf dem gesamte Wall dürfte zu seiner aktiven Nutzungszeit noch eine einfache oder eine doppelte, mit Erde/Lehm-Gemisch verfüllte Palisadenreihe als Schutzmauer gestanden haben. Dies war jedenfalls dir gängige Bauweise dieser Slawenschanzen. Von diesen Palisaden sind freilich heute keinerlei Spuren mehr oberflächlich erkennbar. Die Dammkrone des Erdwalls weist aber eine Breite von ca. 1 Meter aus, sodass man durchaus von einer Doppelpalisade ausgehen kann.

Im Zusammenhang mit der beginnenden Christianisierung unseres Gebietes im 11. Jahrhundert und der Entstehung der Burggrafschaft Camenz hat der Burgstall Rehnsdorf eine weitere Bedeutung: Laut der "Historischen geographischen statistischen Topographie oder geschichtlichen Beschreibung der Stadt Camenz" von Dr. Johann Gottfried Bönisch aus dem Jahr 1825 gehörte der Burgstall Rehnsdorf neben den Burgställen Mohren (Ohorn) und Pickow (bei Burkau) zur Gruppe der Tributburgen der Burggrafschaft, jener befestigten Sammelstellen also, in denen die Naturalienabgaben der Bauern für die Grafschaft zwischendeponiert wurden. Allerdings scheint der Rehnsdorfer Burgstall von einem umfangreichen Ausbau, wie ihn Bönisch beschreibt, verschont geblieben zu sein (siehe auch "Wie alt ist Pickau wirklich" unter "Artikel und Recherchen). Die geringe Größe des Rehnsdorfer Burgstalls und die kurze Entfernung zu den Burgen Pickow und Mohren dürften hierfür möglicherweise ein Grund sein.

Für diejenigen, die unsere Exkursion ebenfalls durchführen wollen, hier eine kleine Grafik als Wegbeschreibung zum Burgstall Rehnsdorf: